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Während wir unseren Lebensweg beschreiten, stehen wir an Wegmarken immer wieder vor der Entscheidung, welche Richtung wir nehmen. Doch die Schwierigkeit, einen Entschluss zu treffen, lässt sich schon kaum in Worte fassen, abbilden jedoch noch viel weniger. Sobald sich uns verschiedene Möglichkeiten bieten, beginnt unser Dilemma. Welcher Weg führt uns bestmöglich an das Ziel – und was vor allem ist das richtige Ziel?

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Ich stelle mich dieser Frage an jeder Kreuzung wieder: abzubiegen oder weiter geradeaus zu gehen. Ob es nun Abzweigungen sind, an denen sich jeder Weg gleichberechtigt gegenübersteht, ob vom breiten, leicht passierbaren Weg ein steiler, schmaler Pfad abzweigt der eine Abkürzung oder auch eine Falle, eine Sackgasse sein könnte, ob die Weggabelungen nun in ganz unterschiedliche Richtungen führen oder nur über einen kleinen Umweg auf den selben Pfad. Vielleicht wäre der andere Weg der bessere gewesen - aber meist gibt es kein Zurück.
In dieser Serie sind Arbeiten zusammengestellt, die die Schwierigkeit, eine Entscheidung zu treffen, darstellen.

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Die großformatigen Landschaftspanoramen stehen ganz in der Tradition der Vedutenmalerei. Doch hier werden sie zu einer Visualisierung verschiedener Entscheidungen, die Natur ist zu einem Bildhauer des idealen Weges geworden. In den Panoramen sind mehrere der genannten Möglichkeiten zu sehen: manchmal sind die Wege nahezu identisch, in anderen Fällen ist die Darstellung des engen und breiten, des linken und des rechten, steilen Pfades zu sehen, vor dem einst auch Herkules stand, um sich zwischen Tugend und Laster zu entscheiden. Die Ausschnitte sind so gewählt, dass sich die Möglichkeiten oft erst bei näherer Betrachtung zeigen, Sackgassen erst auf den zweiten Blick erkennbar sind. Beim Betrachten der Landschaft finden sich noch weitere Formen, die an Verzweigungen erinnern, wie Flussläufe oder Bäume, von denen jeder seine individuelle Form hat. Der geradlinige Stamm teilt sich früher oder später in mehrere Äste und diese wiederum in mannigfaltige Zweige. Auch die gestaltete Umwelt bietet vielfältige Optionen. Die Wege, die sich vor uns auftun, können zu einer Vielzahl von Türen und Toren führen.

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Eine Reihe von Zeichnungen zeigt verschiedene Kategorien, in die sich Weggabelungen einteilen lassen. An den Orten, an denen ich mich gerade aufhielt, fotografierte ich Kreuzungen, die ich vorher über Karten und Luftaufnahmen recherchiert hatte. Oftmals wich meine Vorstellung deutlich von dem Vorgefundenen ab, manche Abzweigungen waren aufgrund der Witterungsverhältnisse im Winter nur schwer oder gar nicht zu erkennen oder inzwischen von Baustellen verstellt; dafür taten sich neue, temporäre Wege auf, die nur im Schnee als Spuren zu sehen waren. Die Zeichnungen sind zusammen mit Satellitenaufnahmen sowie Aufnahmen vor Ort zu sehen.

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In einem programmatischen Text für diese Untersuchung werden nochmals Möglichkeiten, die es an Weggabelungen gibt, zusammen- getragen.

Ausstellungskatalog laden: I Know Where I'm Going! (1,5MB)